Plot

Im Wesentlichen ist der Plot das, was die fiktionalen Figuren tun, um mit einer neuen und überraschenden Situation fer­tig zu werden. Er ist eine logische Folge von Ereignissen, die einem Vorfall entspringen, der den Status quo, die Ausgangs­situation der Charaktere verändert. Diese Ausgangssituation kann man als Primärereignis bezeichnen, denn mit der Veränderung einer bestehenden Situation kommt Dynamik ins Spiel, die den Fortgang der Geschichte antreiben soll. Das Primärereignis mag am Anfang der Erzählung stattfinden. Es kann auch stattgefunden haben, bevor der Roman beginnt. In jedem Fall gibt es dem Werk eine Rich­tung. Wichtiger noch, es gibt dem Autor eine Richtung vor, in der er nach seinen Szenen suchen kann, die letztlich das Material jedes Romans sind.
Zu einem Plot gehören Figuren, und es gehören dazu Konflikte schreibt E. George. Und sie schreibt weiter: Konflikte sind der eigentliche Motor der geschilderten Ereignisse. Literarische Konflikte bestehen in der Diskrepanz von Vorstellung und Erfahrung. Die Figur des Prof. Hilbert in "Stranger than fiction" erklärt der Plot gehe weiter, wenn er durch die Schwingtür geht, denn in diesem Moment betritt er den Gang mit einer bestimmten Vorstellung, die entweder sich erfüllt oder durch ein Ereignis konterkariert wird, worauf die Figur reagieren muß. Eine Figur, der hinter jeder Schwingtür, also bei jeder neuen Szene, nur das begegnet was diese Figur erwartet, ermüdet den Leser, da er weiß was geschieht. Doch eine Figur, die in jeder neuen Szene einer weiteren Katastrophe gegenübersteht, wie es einige Autoren allen Ernstes fordern, können selbst in einem Film nur hirnlose Menschen faszinieren. Der entscheidende Punkt ist also die Mischung im Sinne der obigen Definition.
Außer den Konfliktsituationen braucht man Ereignisse, die stattfinden, während der Konflikt sich entwickelt, und diese Ereignisse müssen kausal verknüpft sein. Ansonsten schriebe man einen Roman, der Episoden aus dem Leben einer Per­son erzählt, die keine Beziehung zueinander haben, oder man beschriebe Romanfiguren auf der Suche nach einem Plot. Zum zweiten Teil unseres Programms gehört dann eben auch die Suche nach solchen Nebenhandlungen. Hierzu müssen wir uns dann wieder etwas einfallen lassen.
Grundsätzlich sollte man sich die Ereignisse des eigenen Romans als Dominosteine vorstellen. Das erste Ereignis - gemeint ist »die erste Szene« - muss ein folgendes Ereignis auslösen. In einer Ich-Erzählung oder einer Er-Er­zählung mit auf eine Person begrenzter Perspektive, wird das erste Ereignis das unmittelbar darauf folgende auslösen. Etwas in Szene eins verursacht Szene zwei.
Soll eine Geschichte die Leser packen, muß man als Autor dafür sorgen, daß die Geschichte ständig in Gang gehalten wird. Dies erreicht man durch Spannung. Spannung wiederum erzeugt man durch Szenen, in die man Fragen einbaut - die nicht sofort beantwortet werden! Eine Geschichte bleibt auch dadurch im Gang, dass man das Wissen, das man hat, nur teilweise preisgibt. In jedem Fall muss man die Spannung aufrechterhalten, und Spannung besteht im Frage-Antwort-Spiel mit dem Leser. Der Leser will etwas über die Figur wissen, doch er erfährt es erst später.
Erschafft man Figuren, die der Leser als wirklich empfindet, und die bei ihm emotionale Reaktionen hervorrufen, erzeugt man automatisch Spannung, weil der Leser wissen will, was mit diesen Perso­nen passiert, wenn ihr Status quo durch das Primärereignis zerstört ist.
Eine andere Möglichkeit eine solche Spannung zu erzeugen, besteht darin, daß die Figur eine Absicht hat. Eine literarische Figur, die eine Absicht hat, erregt das In­teresse des Lesers. Sie ruft Erwartungen hervor. Wenn der Le­ser sich für eine Figur interessiert, wartet er auf die Probleme, die ihr bevorstehen.

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