Umgang mit Antagonisten:

Umgang mit Antagonisten:
Es hilft vielleicht, was ich vor einiger Zeit über die Unmöglichkeit irrationalen Denkens oder Handelns gesagt habe. Auch ein Bösewicht handelt aus seiner Sicht logisch auf Grund der Daten, die er als Realitätserfahrungen akzeptiert hat, nicht anders als ein Sektierer oder ein Anhänger irgendwelcher Verschwörungstheorien. Vielleicht müssen wir einen Weg finden, die Geschichte (das Bild), so sie einen solchen Antagonisten betrifft, wie z.B. den Halbbruder auf der Insel, aus der Sicht dieser Person zu zeichnen.
Doch das Problem besteht wie kann ich verhindern, daß ein solcher Bösewicht eine Witzfigur wird. Loren Shaw bei Hawley ist ein wenig mißlungen weil Hawley Probleme hat solche Figuren zu gestalten. Hawley gelingt es nicht vollständig sich in sein Denken einzuklinken. Er kennt die Motivation dieser Typen, er kennt die Entwicklung der Wirtschaft, die sie in ihre Machtpositionen bringt, aber er versteht sie nicht. Liest man das Buch über Enron sieht man, wie diese Typen ticken. Uns ist das ebenso fremd und suspekt wie Hawley, aber nach der Lektüre dieser beiden Bücher vermiede ich Charakterisierungen wie er sie bezüglich Shaw verwandt hatte. Diese Figuren unterscheiden sich von Figuren wie Walling und Alderson nur durch ihre Sicht der Dinge, und wenn er den einen ständig mit Taschentüchern rumspielen läßt oder einen anderen wie eine Art hypernervösen Verschwörer zeichnet, dann steckt da zumindest ein Gutteil Klischee drin.
Da wir ja nicht auf Konflikt im Sinne der Amerikaner aus sind, sind bei uns Antagonisten natürlich auch nicht, was sie bei denen sind. Lese ich was sie über Antagonisten schreiben, dann denke ich immer an Batman und Superman und deren Antagonisten. Und ich fürchte, die Amis sehen das ähnlich. Hawley versucht Shaw als jemanden darzustellen, der einem künftigen Helden den Weg zum Ziel abschneiden will, nicht als einen, der eine Vision der Zukunft hat, wie sie sich ja in der Realität zur damaligen Zeit bereits abzeichnete. Dahinter steckt natürlich die amerikanische Vorstellung Romane würden einzig durch Konflikte vorangetrieben. Versuch dir einfach vorzustellen er hätte Shaw als Helden auserkoren, was alles von dem wie er ihn dargestellt hat, hätte er weggelassen. Ich denke, er hätte das meiste der Persönlichkeitsskizzierzung anders geschrieben. Und das meinte ich damit, wenn ich schrieb er habe aus Shaw sei ihm bis zu einem gewissen Grad mißlungen, ja man könnte sogar sagen er habe aus Shaw eine Karikatur gemacht.
Man darf nicht den Fehler machen, Identifikation mit Zustimmung gleichzusetzen. Und das war es denn auch, was ich meinte, als ich sagte, ich dächte, ich müßte versuchen herauszufinden, wie Antagonisten die Szene sehen könnten. Irgendwie sollte es darum gehen zu sehen, wie sie die Situation sehen und nicht zu versuchen sich Bösartigkeiten auszudenken, die dem Protagonisten als Steine in den Weg gelegt werden könnten. Und genau das scheint mir, erwartet man bei den Amerikanern von Antagonisten und bei Konflikten.

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