Manual

Dienstag, 7. Dezember 2010

POV-Figur und Erzählweise

POV-Figur und Erzählweise
Wer erzählt die Geschichte, wessen Geschichte ist es, die erzählt wird?
POV-Figur: die Figur, deren Geschichte erzählt wird, die ich auch gern als Motorfigur bezeichne, da ihre Handlungen den Verlauf der Geschichte bestimmen.
Bei der Erzählweise geht es um die Frage wer die Geschichte erzählt. Dieser Punkt unterscheidet sich von dem der POV-Figur.
Der Vorteil einer Ich-Erzählung besteht vor allem darin, daß man der Chronologie einer Geschichte folgen kann. Genaugenommen gibt es zwei Möglichkeiten dieser Chronologie: die der Ereignisse und die der Erzählung. Bei einer Erzählung von außen folgt man eher der direkten Chronologie dessen der erzählt, als der eigentlichen Chronologie der Ereignisse die erzählt werden

Motor der Gesamtgeschichte

Motor der Gesamtgeschichte
Wir interessieren uns nicht wirklich für Robinson Crusoe oder Gulliver - wir interessieren uns für die Situationen, die durch beide dargestellt werden. Doch diese werden nur zu einer lesenswerten Geschichte durch diese Repräsentanten. Eine Charakterentwicklung Robinsons interessiert uns nicht, weil es nicht sein Charakter ist, der die Ereignisse beeinflußt, doch ohne ihn als Figur hätten wir keine Möglichkeit die Veränderungen zu erleben, die der Motor der Handlung sind. Wir müssen also bei jeder Geschichte genau klären, ob die Umstände der Motor der Ereignisse sind oder der Charakter des leading-star. Wenn eine Marco-Polo-Figur schildert was sie erfahren hat, kann man den Motor in der Entwicklung der Geschichte sehen die durch Figuren repräsentiert wird von denen die Marco-Polo-Figur berichtet, diese Figuren repräsentieren und beeinflussen die Entwicklung der Geschichte in bestimmter Weise und durch ihre individuellen Charaktereigenschaften, jedoch erzählt wird die Geschichte durch einen Erzähler, der auf diese Geschichten gestoßen ist ohne direkt an ihren Handlungen beteiligt sein zu müssen.
Sitzt also der Erzähler da und reflektiert, dann reflektiert er nicht so sehr über das Seelenleben dieser beiden Typen, er reflektiert über die Reaktion auf die Umstände in die sie geraten sind.

Primärereignis und point

Primärereignis und point
Sehe ich eine Geschichte als ein Flußsystem so haben wir eine Quelle (das Primärereignis) und ein Ziel der Geschichte (point). Wichtig bei unseren Geschichten wäre es Quelle und Delta jenes Systems aus Handlungen zu skizzieren, das den Gesamtrahmen der Geschichte ausmacht.

Fokus

Fokus
Unter dem Fokus einer Geschichte verstehe ich die Tatsache, daß eine Erzählung einen zentralen Aspekt braucht, auf den sich fast alles bezieht. Das kann die Charakterentwicklung des leading star sein oder seine und seiner Umwelt Reaktion auf Veränderungen dieser Umwelt. Der Fokus ist immer irgendwie mit der Themenfrage des warum verbunden, die Grundlage der jeweiligen Geschichte ist.

Montag, 6. Dezember 2010

Umgang mit Antagonisten:

Umgang mit Antagonisten:
Es hilft vielleicht, was ich vor einiger Zeit über die Unmöglichkeit irrationalen Denkens oder Handelns gesagt habe. Auch ein Bösewicht handelt aus seiner Sicht logisch auf Grund der Daten, die er als Realitätserfahrungen akzeptiert hat, nicht anders als ein Sektierer oder ein Anhänger irgendwelcher Verschwörungstheorien. Vielleicht müssen wir einen Weg finden, die Geschichte (das Bild), so sie einen solchen Antagonisten betrifft, wie z.B. den Halbbruder auf der Insel, aus der Sicht dieser Person zu zeichnen.
Doch das Problem besteht wie kann ich verhindern, daß ein solcher Bösewicht eine Witzfigur wird. Loren Shaw bei Hawley ist ein wenig mißlungen weil Hawley Probleme hat solche Figuren zu gestalten. Hawley gelingt es nicht vollständig sich in sein Denken einzuklinken. Er kennt die Motivation dieser Typen, er kennt die Entwicklung der Wirtschaft, die sie in ihre Machtpositionen bringt, aber er versteht sie nicht. Liest man das Buch über Enron sieht man, wie diese Typen ticken. Uns ist das ebenso fremd und suspekt wie Hawley, aber nach der Lektüre dieser beiden Bücher vermiede ich Charakterisierungen wie er sie bezüglich Shaw verwandt hatte. Diese Figuren unterscheiden sich von Figuren wie Walling und Alderson nur durch ihre Sicht der Dinge, und wenn er den einen ständig mit Taschentüchern rumspielen läßt oder einen anderen wie eine Art hypernervösen Verschwörer zeichnet, dann steckt da zumindest ein Gutteil Klischee drin.
Da wir ja nicht auf Konflikt im Sinne der Amerikaner aus sind, sind bei uns Antagonisten natürlich auch nicht, was sie bei denen sind. Lese ich was sie über Antagonisten schreiben, dann denke ich immer an Batman und Superman und deren Antagonisten. Und ich fürchte, die Amis sehen das ähnlich. Hawley versucht Shaw als jemanden darzustellen, der einem künftigen Helden den Weg zum Ziel abschneiden will, nicht als einen, der eine Vision der Zukunft hat, wie sie sich ja in der Realität zur damaligen Zeit bereits abzeichnete. Dahinter steckt natürlich die amerikanische Vorstellung Romane würden einzig durch Konflikte vorangetrieben. Versuch dir einfach vorzustellen er hätte Shaw als Helden auserkoren, was alles von dem wie er ihn dargestellt hat, hätte er weggelassen. Ich denke, er hätte das meiste der Persönlichkeitsskizzierzung anders geschrieben. Und das meinte ich damit, wenn ich schrieb er habe aus Shaw sei ihm bis zu einem gewissen Grad mißlungen, ja man könnte sogar sagen er habe aus Shaw eine Karikatur gemacht.
Man darf nicht den Fehler machen, Identifikation mit Zustimmung gleichzusetzen. Und das war es denn auch, was ich meinte, als ich sagte, ich dächte, ich müßte versuchen herauszufinden, wie Antagonisten die Szene sehen könnten. Irgendwie sollte es darum gehen zu sehen, wie sie die Situation sehen und nicht zu versuchen sich Bösartigkeiten auszudenken, die dem Protagonisten als Steine in den Weg gelegt werden könnten. Und genau das scheint mir, erwartet man bei den Amerikanern von Antagonisten und bei Konflikten.

Konflikt und Spannung

Konflikt und Spannung
Soll eine Geschichte die Leser packen, muß man dafür sorgen, daß die Geschichte ständig in Gang gehalten wird. Dies erreicht man durch Spannung. Spannung wiederum erzeugt man durch Szenen, in die man Fragen einbaut - die nicht sofort beantwortet werden! Eine Geschichte bleibt auch dadurch im Gang, daß man das Wissen, das man hat, nur teilweise preisgibt.
Egal, welche Art Protagonist und Antagonist man wählt, erst der Konflikt, die Diskrepanz zwischen Vorstellung und Erfahrung läßt Figuren lebendig erscheinen, macht es für den Leser möglich, emphatisch auf die Figuren zu reagieren. Erst wenn man eine Figur in einen Konflikt verstrickt, erwacht sie zum Leben, da sie auf eine unvorhergesehene Situation reagieren muß. Sie muß eine Entscheidung treffen und aufgrund dieser Entscheidung handeln. Dadurch wird ihr Charakter deutlich, und der Leser kann zum Kern ihres Wesens vordringen.
Deshalb: unabhängig von der Art des Konflikts den man wählt, sollten die Wünsche und Vorstellungen einer Figur immer mit Erfahrungen konfrontiert werden, die die Figur zur Reaktion zwingen.
Teilen wir die Kategorien in Gruppen ein, fällt auf, daß es nur vier Arten von Konflikten gibt: Statuskonflikte / Charakterkonflikte / Machtkonflikte / Situationskonflikte
Bei Statuskonflikten stimmt der soziale Rang der Figur nicht ihren Vorstellungen. Bei Charakterkonflikten sind die Vorstellungen der Figur in der Regel nicht in Übereinstimmung mit den allgemeingültigen Moralvorstellungen des Erzähluniversums, in dem sich die Figur bewegt. Bei Machtkonflikten sind die Vorstellungen unterschiedlicher Figuren nicht ohne Auseinandersetzung aufeinander abzustimmen. Und bei Situationskonflikten ist es die Einschätzung einer gegenwärtigen Situation die mit dieser nicht in Einklang ist. In all diesen Fällen muß die Figur eine Entscheidung treffen die als Handlung die Geschichte voranbringt.

Plot

Im Wesentlichen ist der Plot das, was die fiktionalen Figuren tun, um mit einer neuen und überraschenden Situation fer­tig zu werden. Er ist eine logische Folge von Ereignissen, die einem Vorfall entspringen, der den Status quo, die Ausgangs­situation der Charaktere verändert. Diese Ausgangssituation kann man als Primärereignis bezeichnen, denn mit der Veränderung einer bestehenden Situation kommt Dynamik ins Spiel, die den Fortgang der Geschichte antreiben soll. Das Primärereignis mag am Anfang der Erzählung stattfinden. Es kann auch stattgefunden haben, bevor der Roman beginnt. In jedem Fall gibt es dem Werk eine Rich­tung. Wichtiger noch, es gibt dem Autor eine Richtung vor, in der er nach seinen Szenen suchen kann, die letztlich das Material jedes Romans sind.
Zu einem Plot gehören Figuren, und es gehören dazu Konflikte schreibt E. George. Und sie schreibt weiter: Konflikte sind der eigentliche Motor der geschilderten Ereignisse. Literarische Konflikte bestehen in der Diskrepanz von Vorstellung und Erfahrung. Die Figur des Prof. Hilbert in "Stranger than fiction" erklärt der Plot gehe weiter, wenn er durch die Schwingtür geht, denn in diesem Moment betritt er den Gang mit einer bestimmten Vorstellung, die entweder sich erfüllt oder durch ein Ereignis konterkariert wird, worauf die Figur reagieren muß. Eine Figur, der hinter jeder Schwingtür, also bei jeder neuen Szene, nur das begegnet was diese Figur erwartet, ermüdet den Leser, da er weiß was geschieht. Doch eine Figur, die in jeder neuen Szene einer weiteren Katastrophe gegenübersteht, wie es einige Autoren allen Ernstes fordern, können selbst in einem Film nur hirnlose Menschen faszinieren. Der entscheidende Punkt ist also die Mischung im Sinne der obigen Definition.
Außer den Konfliktsituationen braucht man Ereignisse, die stattfinden, während der Konflikt sich entwickelt, und diese Ereignisse müssen kausal verknüpft sein. Ansonsten schriebe man einen Roman, der Episoden aus dem Leben einer Per­son erzählt, die keine Beziehung zueinander haben, oder man beschriebe Romanfiguren auf der Suche nach einem Plot. Zum zweiten Teil unseres Programms gehört dann eben auch die Suche nach solchen Nebenhandlungen. Hierzu müssen wir uns dann wieder etwas einfallen lassen.
Grundsätzlich sollte man sich die Ereignisse des eigenen Romans als Dominosteine vorstellen. Das erste Ereignis - gemeint ist »die erste Szene« - muss ein folgendes Ereignis auslösen. In einer Ich-Erzählung oder einer Er-Er­zählung mit auf eine Person begrenzter Perspektive, wird das erste Ereignis das unmittelbar darauf folgende auslösen. Etwas in Szene eins verursacht Szene zwei.
Soll eine Geschichte die Leser packen, muß man als Autor dafür sorgen, daß die Geschichte ständig in Gang gehalten wird. Dies erreicht man durch Spannung. Spannung wiederum erzeugt man durch Szenen, in die man Fragen einbaut - die nicht sofort beantwortet werden! Eine Geschichte bleibt auch dadurch im Gang, dass man das Wissen, das man hat, nur teilweise preisgibt. In jedem Fall muss man die Spannung aufrechterhalten, und Spannung besteht im Frage-Antwort-Spiel mit dem Leser. Der Leser will etwas über die Figur wissen, doch er erfährt es erst später.
Erschafft man Figuren, die der Leser als wirklich empfindet, und die bei ihm emotionale Reaktionen hervorrufen, erzeugt man automatisch Spannung, weil der Leser wissen will, was mit diesen Perso­nen passiert, wenn ihr Status quo durch das Primärereignis zerstört ist.
Eine andere Möglichkeit eine solche Spannung zu erzeugen, besteht darin, daß die Figur eine Absicht hat. Eine literarische Figur, die eine Absicht hat, erregt das In­teresse des Lesers. Sie ruft Erwartungen hervor. Wenn der Le­ser sich für eine Figur interessiert, wartet er auf die Probleme, die ihr bevorstehen.

POV-Figur und Erzählweise

POV-Figur und Erzählweise
Es geht hauptsächlich darum den Unterschied von POV-Figur und Erzählweise deutlich zu machen. Versuche ich es an P&P deutlich zu machen: die Geschichte wird von einer auktorialen Jane Austen erzählt, die aber die Figur der Elizabeth Bennet nutzt der die erzählte Geschichte widerfährt. Doch dieses »der die erzählte Geschichte widerfährt« bedeutet keineswegs, daß wir als Leser nichts erfahren, was außerhalb des Gesichtskreises E. Bennets geschieht. Doch wir erfahren es nur, wenn Elizabeth auf die eine oder andere Weise auch von der entsprechenden Grundtatsache erfährt. Deshalb ist für mich Elizabeth Bennet in P&P die POV-Figur. Erfährt Elizabeth Bennet vom Leben Charlotte Lucas als Ehefrau kann die Autorin natürlich hingehen und im kommentierenden Teil etwas darstellen, was Elizabeth Bennet nicht erfährt. Stillschweigend wird davon ausgegangen, daß sie dies auch weiß.
Ich finde das Bild der Flußlandschaft deswegen so brauchbar, weil diese Zusammenhänge sich damit recht gut verdeutlichen lassen. Der mainstream ist die Liebes- und partielle Lebensgeschichte Elizabeth Bennets. Mit der ersten Begegnung Elizabeths und Darcys beginnt die Geschichte Elizabeths, die mit der Hochzeit beider endet. Entlang dieses Flußlaufs ergeben sich Ereignisse, die wie Inseln im Strom liegen, die Elizabeth direkt betreffen. Der Besuch in Rosings, das Zusammentreffen in Netherfield etc. aber es gibt auch Knotenpunkte bei denen Elizabeth mit der Geschichte anderer Figuren in Berührung kommt und dadurch diese von der Autorin erzählt werden können, in einer Weise, die dem Leser die Informationen gibt wie sich etwas zugetragen hat, was von den Figuren gedacht wurde, und dabei gleichzeitig suggeriert, dies sei etwas, was Elizabeth auch wisse. Am deutlichsten macht man es sich vielleicht, wenn man an das Medium Film denkt. Jemand erzählt Elizabeth, daß Wigham und Lydia sich in London versteckt gehalten haben. Dann kann erzählt werden, wie Darcy sie dort gefunden hat, ohne daß dies Elizabeth im Dialog direkt erzählt wird, es ist eher so als sehe man jetzt die entsprechende Szene. Und dies ist der Punkt den ich mit Erzählweise gemeint hatte.
Es gibt zwei Möglichkeiten, mit dem Episodencharakter jeder Geschichte umzugehen. Die eine besteht darin, eine Erzählfigur zu haben die auftritt und erzählt, was der eigentliche Inhalt der Geschichte ist. In diesem Fall kann auf die Vorgeschichte der Figuren verzichtet werden, da es nur um das Thema geht, um dessentwillen die Geschichte erzählt wird.
Im anderen Fall suggeriert der Autor dem Leser, er lasse ihn einen voyeuristischen Blick in das Leben der Figuren tun, dann will man auch die Vorgeschichte und nebensächliche Zusammenhänge erfahren, da es sich um eine Realitätssimulation handelt.
Wenn mir einer eine Geschichte erzählt, dann muß ich mich mit dem zufriedengeben, was er mir zu erzählen hat, noch dazu wenn ich den Erzähler nur als Figur eines Buches habe, ihn also nicht nach weiteren Einzelheiten befragen kann. Suggeriert mir der Erzähler aber, ich beobachtete durch seine Augen die Realität, kann ich erwarten, daß er meine Neugier befriedigt und mir auch das an der erzählten Realität schildert, was ich zum Verständnis der Geschichte benötige.
Im Märchen, also auch in fantasy-Romanen, sieht es so aus, daß ich als Leser weiß, daß es sich nicht um Realitätsabbildung handelt, folglich bin ich bereit, ganz andere Spielregeln gelten zu lassen. So stört es nicht, wenn in Lost in Austen Amanda Price plötzlich in Longford bei den Bennets Jane Austens auftaucht. Es stört erst, wenn Darcy den Roman findet und sich nicht Gedanken über die eigenartige Bindung des Buches macht und die Art der Schrifttypen etc.
Eine klassische Novelle bedarf der Vergangenheit nicht in gleichem Maße wie ein Roman. Dafür muß aber eine klassische Novelle - im Gegensatz zur Shortstory - ein begrenztes Thema haben, das durch die Handlung illustriert wird.

Thema

Thema?
Was macht eine Geschichte aus? E.M. Forster stellt in seiner Vorlesung über den Roman auf der Suche nach dem, was er Fabel nennt die Frage: Warum stirbt der König? Darauf gibt es keine Antwort. Er ist einfach nur tot, und damit gibt es auch nichts zu erzählen. Warum stirbt die Königin? Weil sie sie sich über den Tod des Königs so gegrämt hat, daß auch sie gestorben ist. Das ist nicht der Normalfall, also muß man schon ein wenig mehr darüber erzählen um diesen Umstand dem Leser verständlich zu machen. Und genau dieses ist dann eben die Geschichte, die erzählt werden kann, wenn das Primärereignis eingetreten ist, die Quelle zum Sprudeln gebracht wurde.
Durch die Fixierung auf die Realitätssimulation ergibt sich schnell die Frage nach dem Thema, damit auch die Frage, warum wir diese Geschichte erzählen wollen. Thema bedeutet nicht unbedingt ein Schlagwort, das neonleuchtend über allem steht. Thema ist eher eine alles erklärende Warum-Frage. Warum haben die beiden Alten in dem Film "Ladies in Lavender" den halbersoffenen Geiger bei sich behalten wollen? Warum hat die siebzehnjährige Tochter in "8 Frauen" ihren Vater überredet, Leiche zu spielen? Warum ist die Königin aus Gram über den Tod ihres Mannes gestorben? Diese Warum-Frage sollte im Mittelpunkt der Geschichte stehen, sollte am Schluß der Geschichte beantwortet sein.

Grundüberlegung

Grundüberlegungen
Wir beginnen meist mit einer Zeitungsgeschichte. In der suchen wir nach jemandem, der eine Geschichte zu erzählen hat. Letztlich steckt in jedem Zeitungsartikel der sich nicht mit Politik beschäftigt eine Geschichte. Es gilt zuerst einmal, diese zu finden, und zu formulieren.
Wesentlich ist für uns die Figur, die eine Geschichte zu erzählen hat, die also etwas in der einen oder anderen Form erlebt hat, was sich gestaltend darstellen läßt. Diese Geschichte sollte durch ein Thema beschrieben werden können, das einen "didaktischen" Aspekt hat.
Der status quo ante der Geschichte wird skizziert und aus dieser Skizze sollten sich erste Plots ergeben mit entsprechenden Primärereignissen.
Wesentlich ist es für den Satz Figuren, die in einem Raum agieren, die entsprechenden Daten zu finden.
Eingebaut in eine Grundidee mögen Themen oder Motive sein, es mag ein Ziel des Ganzen geben und Figuren. Was jedoch fehlt sind jene konkreten Daten des "Satzes". Die Figuren haben noch keine Vergangenheit, die Örtlichkeiten sind keine konkreten Vorstellungen und szenische Handlungen existieren auch noch nicht. All dies ergibt sich erst mit der Fabel, dem was E. George Die erweiterte Idee nennt.
Wer erzählt die Geschichte, wessen Geschichte ist es, die erzählt wird? POV wie wir ihn heute definieren. Die Figur, durch deren Brille die Geschichte gesehen wird, die all das weiß, was wir erzählen. Der Vorteil einer Ich-Erzählung besteht vorallem darin, daß man der Chronologie einer Geschichte folgen kann. Genaugenommen gibt es zwei Möglichkeiten dieser Chronologie: die der Ereignisse und die der Erzählung. Bei einer Erzählung von außen folgt man eher der direkten Chronologie dessen, der erzählt, als der eigentlichen Chronologie der Ereignisse die erzählt werden.
Zuerst sollten wir folgende Punkte klären: Thema und wenn möglich Ziel der Geschichte, den Raum in dem die Geschichte spielt und die generelle Richtung einer Handlung, die sich in diesem Raum abspielt.
Zudem sollten insgesamt zwei bis vier leading und supporting stars der Geschichte benannt werden, die miteinander interagieren. Auf diese Weise stellt man schnell fest, ob man wirklich eine Geschichte hat, oder ob es sich um eine Stimmung mit Figur oder nur eine oder mehr unverbundene Szenen handelt, wovon man ausgegangen ist.
In einem Roman werden eine oder mehrere Geschichten erzählt. Geschichten beinhalten Handlungen, in die Figuren involviert sind. Der Zusammenhang solcher Handlungen stellt die Summe plot dieser Handlungen dar. Ein Plot beginnt, wenn etwas eine Handlung in Gang setzt, er endet, wenn der Gesamtvorgang der Handlungen zu einem Ende gekommen ist. Die Summe der plots macht die story aus, den Gesamtzusammenhang dessen, was erzählt wird.
In einem Roman sind die Figuren Träger der Handlungen, die plots und story ausmachen. Es ist ihre Geschichte, die erzählt wird. Wenn jemand eine Geschichte zu erzählen hat, dann haben wir grundsätzlich zwei Perspektiven - zum einen jene, dessen, der die Geschichte erzählt, zum anderen, jene, dessen Geschichte erzählt wird. Beide müssen nicht, können aber natürlich identisch sein. Und, was das Gesamtproblem ein wenig schwieriger macht, da es sich beim Roman um fiktionale Figuren handelt, wir haben auch noch jenen Menschen, der sich die Geschichte ausgedacht hat, den Autor.
Um es am Beispiel Jane Austens zu erklären: Jane Austen hat Figuren erfunden, die etwas erleben, sie hat sich Handlungen ausgedacht, plots und sie hat eine Vorstellung eines Gesamtrahmens, in dem die Handlungen der plots spielen, die story, die man daran erkennt, daß man ihren Inhalt in ein, zwei Sätzen erklären kann in denen das Thema und das Ziel der Gesamtgeschichte deutlich wird. Bei allem was mehr als zwei Sätze der Erklärung braucht, handelt es sich meist um plots.
Die story, die als Geschichte erzählt wird, kann aus der Sicht einer oder mehrerer Figuren erlebt werden. Bei Jane Austen ist es ausnahmslos eine Figur, aus deren Sicht die Geschichte erlebt wird. Das bedeutet aber nur: der Text enthält nur Handlungen, die diese Figur erlebt hat, von denen sie gehört oder gelesen hat. Handlungen, die außerhalb ihrer Kenntniss stattfinden, kommen bei einer solchen Konstellation nicht vor. Natürlich kann man auch so vorgehen, daß man die Geschichte aus der Sicht unterschiedlicher Figuren schildert. Man könnte diese Figuren als Point-of-view-Figuren bezeichnen, weil wir als Leser praktisch das erfahren, was diese Figuren gesehen, gehört, gelesen haben.
Etwas anderes ist die Frage: wer erzählt die Geschichte, wessen Gedanken lernen wir als Leser direkt kennen. Elizabeth Bennet erzählt nicht die Geschichte, die wird von Jane Austen erzählt, was daran deutlich wird, daß über Elizabeths Gedanken in der dritten Person geschrieben wird. Natürlich wäre es denkbar, P&P so zu schreiben, daß alles was Elizabeth Bennet erlebt, von ihr auch erzählt wird, während bei Ereignissen, von denen sie keine Ahnung hat, die Autorin erzählt was geschieht, und hierbei die entsprechenden Handlungen aus der Sicht einer der an den Handlungen beteiligten Figuren schildert.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Menü

Aktuelle Beiträge

Selbsterkenntnis
Selbsterkenntnis Stichwort : Selbsterkenntnis der Figuren....
Huineng - 9. Dez, 03:56
Beharrung
Beharrung Ein, die Handlung beeinflussendes Motiv einer...
Huineng - 9. Dez, 03:55
Folgen der Vergangenheit
Folgen der Vergangenheit Der Gedanke der schlafenden...
Huineng - 9. Dez, 03:54
Entscheidungsmoment
Entscheidungsmoment Gute Geschichten beruhen häufig...
Huineng - 9. Dez, 03:53
Grundmotivationen
Grundmotivationen Orientie rt an den von Elizabeth George...
Huineng - 9. Dez, 03:53

Suche

 

Status

Online seit 6022 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 19. Nov, 09:26

Credits

Web Counter-Modul


Manual
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren